Ausbildung zum Industriemechaniker Erfahrung

Quang, 19

Ausbildung zum Industriemechaniker

2. Ausbildungsjahr

Was für eine Ausbildung machst du und wo genau?
Ich mache eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei der YNCORIS GmbH & Co. KG in Hürth. Wir sind ein Dienstleister in der Chemiebranche und helfen den produzierenden Unternehmen, falls sie Probleme mit den Anlagen haben. Diese sind riesig und müssen regelmäßig gewartet werden. Falls Teile davon Schwierigkeiten machen, zum Beispiel Pumpen, müssen sie ausgetauscht und dann repariert werden. Auf die Firma bin ich übrigens durch einen Bekannten aufmerksam geworden, der dort dieselbe Ausbildung macht wie ich.

Trägst du Berufskleidung?
Ja, es ist Pflicht Schutzkleidung zu tragen. Die ist feuerfest und besteht aus einer ganz normalen Bundhose und Sicherheitsschuhen mit einer Schutzkappe – das ist wichtig, falls mal etwas Schweres herunterfällt. In manchen Bereichen sind auch ein Helm und eine Schutzbrille notwendig.

Wie war das erste Jahr?
Im Chemiepark hier in Hürth gibt es ein Ausbildungszentrum, wo wir im ersten Ausbildungsjahr erstmal nur die Basics gelernt haben. Dort stehen Maschinen, an denen man vieles ausprobieren kann. Es ist wichtig zu wissen, wie die Maschinen funktionieren, bevor man an ihnen arbeitet.

Und was kommt im zweiten Lehrjahr?
Dann darf man im Betrieb an den Anlagen mitarbeiten. Und es kommt die Teilabschlussprüfung auf einen zu, bei der die Faktoren Berufsschule, Verhalten und technische bzw. praktische Ausbildung eine Rolle spielen. Die Prüfung ist wichtig, denn mit einem Notendurchschnitt von mindestens 2,5 kann man die Ausbildung verkürzen.

Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
Das war eine ziemlich spontane Entscheidung. Ich war vorher auf einem Gymnasium und musste in der zehnten Klasse ein zweiwöchiges Berufspraktikum machen. Da weiß man ja meistens noch nicht, was man machen will. Ich hatte mich in Österreich bei der Bergbahn beworben, weil wir dort oft Urlaub gemacht haben. Das hat mir so gut gefallen, dass ich dort nochmal ein freiwilliges Praktikum gemacht habe. Die Mitarbeiter haben mir vorgeschlagen, dass ich eine Ausbildung als Industriemechaniker machen kann, wenn mir die Arbeit so viel Spaß macht. Also habe ich nach einer passenden Ausbildungsstelle gesucht.

Wie lief die Bewerbungsphase ab?
Ich habe mich in der elften Klasse um den Ausbildungsplatz beworben. Es gab erst einen Einstellungstest, bei dem ich viele Fragen zu Technik und Allgemeinwissen beantworten musste. Das waren zum Teil sehr knifflige Fragen. Dann folgte eine Einladung zu einem Assessment Center. Wir waren zehn Leute, die Aufgaben in der Gruppe erarbeiten sollten. Das hatte aber nichts mit dem Beruf zu tun. Es wurde vor allem darauf geschaut, wie man sich in der Gruppe verhält und wie man Probleme löst. Zum Abschluss gab es noch ein persönliches Gespräch mit dem Ausbildungsleiter und anderen Leuten aus dem Unternehmen. Zwei Tage später hatte ich dann schon die Zusage. Der Ausbildungsstart war aber erst ein Jahr später. So weit im Voraus musste man sich bewerben. Ich habe in der Zeit mein Abitur gemacht, weil ich mir einfach alle Möglichkeiten offen halten wollte.

Was muss man für deine Ausbildung mitbringen?
In der Ausschreibung für die Ausbildungsstelle stand, man soll gut in Mathe und Physik sein. Davor hatte ich echt Angst, das waren nämlich nie meine Lieblingsfächer. Wichtiger als gute Noten in den Fächern sind aber Motivation und Eigeninitiative. Und technisches Verständnis ist wichtig. Und wer einen Beruf wie Industriemechaniker oder Elektriker erlernen will, darf keine zwei linken Hände haben.

Und wie ist das mit der Berufsschule?
Wir haben Blockunterricht. Nach ein bis zwei Monaten praktischer Ausbildung gehen wir einen Monat lang zur Berufsschule. Es gibt technische Fächer wie Metalltechnik, wir haben aber auch Betriebswirtschaftslehre, Englisch, Ethik, Deutsch, Physik, Politik und Sport.

Was war bisher die größte Herausforderung?
Es war ungewohnt, so früh aufzustehen. Man fängt in der praktischen Ausbildung nicht wie in der Schule um acht Uhr an, sondern um viertel vor sieben. Ich komme aus Euskirchen und brauche mit dem Auto bis nach Hürth eine halbe Stunde. Weil ich nicht zu spät kommen möchte und mich ja auch noch umziehen muss, fahre ich schon um zehn vor sechs los.  

Und was war das Schönste?
Ich werde gerade in ein Social-Media-Team eingearbeitet. Wir treffen uns alle zwei Wochen und überlegen uns, zu welchen Themen wir etwas posten können. Es gibt einen richtigen Themenplan, wir schreiben Protokolle und investieren auch Zeit und Geld in Kampagnen. Da habe ich sehr viel Freiraum und trage natürlich auch viel Verantwortung. Toll war auch die Nachhaltigkeitswoche, in der ich ein Wasserstoffauto fahren durfte. Das war eine echt coole Erfahrung. Wir haben davon natürlich auch Bilder für unseren Social-Media-Kanal gemacht. So wollen wir neue Leute auf uns aufmerksam machen und zeigen, dass uns Nachhaltigkeit wichtig ist.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Mein Bekannter hat im Unternehmen eine tolle Laufbahn hingelegt und seinen Techniker gemacht. Das kann ich mir auch vorstellen. Durch die Weiterbildung kann ich später mehr Verantwortung tragen und auch finanziell lohnt sie sich. Aber das entscheide ich Schritt für Schritt. Erstmal möchte ich versuchen, meine Ausbildung um ein halbes Jahr zu verkürzen und von meinem Arbeitgeber übernommen zu werden. Aber die Chancen stehen ganz gut.

Und was glaubst du kann Jugendlichen bei der Berufswahl helfen?
Es ist schwer, sich mit 15 oder 16 Jahren nach der Realschule für eine Ausbildung zu entscheiden. Wenn man noch gar keine Ahnung hat, sollte man unbedingt freiwillige Praktika machen. Ich werde demnächst die Aufgabe als Ausbildungsbotschafter übernehmen und in Schulen fahren, um von meiner Ausbildung zu berichten. Das ist auch eine tolle Möglichkeit für Schüler, einen Einblick in den Beruf und die Ausbildung zu bekommen.